10
JAN
2025

Japanische Tanzfächer: Ursprung, Symbolik und Vielfalt

Japanische Tanzfächer (舞扇子, Mai-ōgi) sind wesentliche Bestandteile der traditionellen japanischen Bühnentänze wie Nihon Buyō (日本舞踊). Ihre kunstvolle Gestaltung und die geschickte Handhabung verleihen jedem Auftritt eine einzigartige Ästhetik. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Herkunft, die Verwendung und die Besonderheiten japanischer Tanzfächer.

Ursprung und Geschichte

Laut der Nihon-Buyō-Vereinigung (Nihon Buyō Kyōkai) gehen die Ursprünge der Tanzfächer auf das Mittelalter zurück, als höfische Tänze (Bugaku, 舞楽) und religiöse Rituale das Fundament für viele heutige Tanzformen legten. Die Fächer entwickelten sich im Zuge der künstlerischen Entfaltung am kaiserlichen Hof sowie unter der Obhut berühmter Schulen des Nihon Buyō.

Historisch betrachtet wurden Fächer (扇, ōgi) nicht nur zum Abkühlen genutzt, sondern waren auch Symbole für Rang, Würde und Anmut. Besonders die faltbaren Sensu (扇子) gehörten in der Aristokratie zur gehobenen Kleidung und dienten als unverzichtbares Accessoire bei Hofzeremonien. 

Aufbau und Typen von Tanzfächern

Der Begriff Mai-ōgi (舞扇子) bezeichnet die speziellen Fächer, die im japanischen Tanz (日本舞踊) verwendet werden. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Alltagsfächern sowohl im Design, in der Größe als auch in den verwendeten Materialien.

  • Rippen (骨, hone): Gefertigt aus Bambus oder Holz und oft kunstvoll bemalt.
  • Fächerblatt (紙, kami): Bei Tanzfächern kommt hochwertiges Washi-Papier zum Einsatz, das sich durch Robustheit und Langlebigkeit auszeichnet.
  • Verzierung (装飾, sōshoku): Gold- und Silberfolien, farbenfrohe Lackierungen oder aufwendige Kalligrafien machen jeden Tanzfächer zu einem Kunstwerk.

Neben dem Mai-ōgi gibt es auch andere Fächertypen wie Hi-ōgi (檜扇, aus dünnen Holzplättchen) und Uchiwa (団扇, runder Fächer), die jedoch seltener im klassischen Tanz zum Einsatz kommen.

Verwendung in Nihon Buyō

Gemäß den Fachpublikationen des Nationaltheater-Archivs (Kokuritsu Gekijō Ākaibu) übernimmt der Tanzfächer mehrere Rollen in der Bühnenperformance:

  1. Ausdruckselement: Bewegungen mit dem Fächer spiegeln Emotionen und Szenarien wider – ein geschlossen geführter Fächer symbolisiert Zurückhaltung, während ein weit geöffneter Fächer Weite, Freude oder Blütenpracht andeutet.
  2. Requisite: Häufig repräsentiert der Fächer Gegenstände wie Schirme, Schalen oder sogar Tiere. Der Darsteller wechselt im Tanz zwischen diesen Metaphern, indem er den Fächer auf unterschiedliche Weisen hält.
  3. Rhythmus- und Dynamikgeber: Das geräuschlose Öffnen und Schließen oder das leichte Schwingen des Fächers betont den Rhythmus der Musik und macht den Tanz zu einem ganzheitlichen Erlebnis aus Klang und Bewegung.

Handwerkskunst und Herstellung

In Kyoto, dem Zentrum traditioneller Handwerkskunst, widmen sich spezialisierte Werkstätten (z. B. Kyoto Sensu Kumiai) der Anfertigung hochwertiger Tanzfächer. Hier verschmelzen alte Techniken mit modernem Design:

  • Bambusverarbeitung: Handwerker*innen schneiden und schnitzen die Rippen so, dass jede perfekt ineinanderpasst.
  • Papierveredelung: Farbpigmente, Lack und Gold-/Silberfolien werden in mehreren Schritten auf das Washi-Papier aufgetragen, um robuste und zugleich elegante Fächerblätter zu schaffen.
  • Zusammenbau: Abschließend werden Rippen und Fächerblatt millimetergenau verbunden. Eine kunstvolle Lackierung oder Kalligrafie vollendet das Werk.

Dank dieser aufwendigen Prozesse werden japanische Tanzfächer bis heute als Kunstobjekte geschätzt und sammeln weltweit Bewunderung.

Pflege und Aufbewahrung

Um die Schönheit und Funktionalität eines Tanzfächers lange zu erhalten, empfehlen Fächer-Fachgeschäfte (etwa der Verband Nihon no Sensu Senmonten Kyōkai) folgende Maßnahmen:

  1. Trocken und lichtgeschützt lagern: Feuchtigkeit kann das Washi-Papier verformen, und direkte Sonneneinstrahlung lässt Farben verblassen.
  2. Schonendes Öffnen und Schließen: Da die Rippen filigran sind, sollte der Fächer ohne Kraftaufwand bewegt werden, um ein Brechen zu vermeiden.
  3. Regelmäßige Reinigung: Staub vorsichtig mit einem weichen Tuch oder Pinsel entfernen, damit weder Papier noch Lackschichten beschädigt werden.

 

Japanische Tanzfächer sind viel mehr als bloße Requisiten: Sie verkörpern Jahrhunderte altüberlieferter Handwerkskunst, traditionelle Ästhetik und die tiefe Symbolik des Nihon Buyō. Von ihrer feinen Verarbeitung bis hin zu ihrer raffinierten Verwendung auf der Bühne – die Fächer sind unverzichtbare Begleiter eines jeden klassischen japanischen Tanzes und faszinieren sowohl Tanzbegeisterte als auch Kunstliebhaber auf der ganzen Welt.

 

 

Quellen:

  1. Nihon Buyō Kyōkai (日本舞踊協会):
    www.nihonbuyo.or.jp
  2. Kokuritsu Gekijō Ākaibu (国立劇場アーカイブ):
    www.ntj.jac.go.jp
  3. Kyoto Sensu Kumiai (京都扇子組合):
    www.kyoto-sensu.jp (Beispielseite; es gibt mehrere regionale Zusammenschlüsse)
  4. Nihon no Sensu Senmonten Kyōkai (日本の扇子専門店協会):
    www.sensu.or.jp

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